17 | 04 | 2020 | Praxis | 0 | 5498 |
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Barbenspektakel – Mit leichtem Gerät
Klar, der Frühling ist Forellensaison. Aber wer am Fliessgewässer auf Barben trifft, kann einen ebenso spannenden Fischer-Tag erleben wie ein Forellenfischer. Robin Melliger nimmt Dich mit zum Rendez-Vous mit den kampfstarken Bartelträgern.
Es ist kurz vor sieben. Ich folge einem kleinen Bach, immer Ausschau haltend nach raubenden Forellen. Die noch kühle, frische Frühlingsluft und die aufgehende Sonne sorgen für eine perfekte Stimmung. Da! Hell reflektiert das goldige Schuppenkleid eines sich drehenden Fischs. Wie ich dem Geschehen nähertrete, sehe ich mehrere Fische, ich schätze auf weit über 30 Barben.
Bis anhin hatte ich noch nie eine Barbe gefangen, aber natürlich schon das eine oder andere über diese Fische gehört. Die zu den Karpfenartigen gehörenden Barben können gross und stark werden, 70 Zentimeter liegen an den meisten Gewässern drin. Sie sind opportunistische Gesellen, eigentliche «Allesfresser». Folglich müssten sich die Fische nicht nur mit gängigen Ködern wie Käse und dem Wurm, sondern auch mit aktiv geführten Kunstködern überlisten lassen. Und wenn jetzt dann gleich eine stattliche Barbe am anderen Ende tobt, wird dies eine spektakuläre und fordernde Fischerei werden, besonders mit einer leichten Spinnrute.
Vorteil Sichtfischerei
So montiere ich hoffnungsvoll einen Gummifisch an den kleinen Jigkopf. Da die Strömung im Gewässer schwach ist, kann ich den Grund problemlos mit leichtem Material befischen. Die Sichtfischerei bietet den grossen Vorteil, dass die Führung des Köders ganz der Reaktion des Fischs angepasst werden kann. So lasse ich den Köder einige Sekunden am Boden liegen und zupfe ihn dann dezent mit der Rutenspitze an. Schon bald interessiert sich eine erste Barbe für meinem Gummifisch. Der Köder schwänzelt bei jedem Zupfer verführerisch und überzeugt schliesslich die Barbe. Ein wilder Kampf beginnt, die Barbe schiesst durch den Schwarm hindurch und sorgt für grosse Unruhe. Mit akrobatischen Einlagen versuche ich ein Verheddern in versunkenen Ästen zu vermeiden. Die amüsierten Blicke einiger Passanten machen mich meiner offensichtlich elefantös wirkenden Drilltechnik bewusst. Um meine erste Barbe zu landen, nehme ich aber ein paar komisch anmutende Einlagen gerne in Kauf. Nach mehreren langen Fluchten gelingt es mir schliesslich, den Gegner in den Feumer zu führen. Adrenalin und Glückshormone schiessen mir durch den Körper; eine wunderschöne Barbe von 50 Zentimeter Länge versucht, sich im Netz zu befreien.
Gerät der Strömung anpassen
Der Morgen geht spannend weiter, vier weitere Barben folgen noch. Alle beissen sie auf Gummiköder am Jigkopf. Ich wähle sehr kleine, schlanke Gummifische oder Krebsimitationen von etwa drei Zentimeter Länge und biete diese an einem feinen, drei bis fünf Gramm schweren Jigkopf an. In den Bächen verwende ich eine feine 0,12er-geflochtene Hauptschnur mit einem abriebfesten 0,25er-Flurocarbon-Vorfach, damit lässt sich auch grosser Druck von Barben parieren. Dabei ist es aber wichtig, beste Qualitätshaken zu verwenden, die den Zug aufhalten und nicht zu schnell aufbiegen oder gar brechen. Die grösste Barbe des Morgens beisst auf ein kleines Krebsimitat und misst stolze 73 Zentimeter. Die Stärke einer solchen Barbe verlangt dem Gerät so ziemlich alles ab. Da ich an einem strömungsschwachen Abschnitt fische, ist der Fang eines solchen Fischs selbst mit leichtem Gerät möglich. Ich wähle hier eine Rute mit 10 bis 15 Gramm Wurfgewicht, mit dieser lässt sich der Köder gut präsentieren und selbst grössere Exemplare können mit etwas Glück behändigt werden. Die Barben sind aber bekanntlich nicht nur in langsam fliessenden Bächen, sondern auch in den grösseren Flüssen des Mittellands beheimatet. An einem Fluss mit stärkerer Strömung wäre ich mit dieser leichten Ausrüstung gegen eine solche Barbe wohl chancenlos geblieben, da ist kräftigeres Gerät angesagt.
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