


01 | 12 | 2018 | Schweiz | Praxis | ![]() | ![]() |
01 | 12 | 2018 | Schweiz | Praxis |
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Es gibt nachweislich gemütlichere und fängigere Monate. Dafür belohnt das Jahresende die Hartnäckigen und Beherzten unserer Zunft mit unvergleichlichen Stimmungen. Im Trubel der Advents- und Festtagszeit kann ein Tag am Wasser Wunder wirken.
Am 1. Dezember beginnt der meteorologische Winter. Die letzten dürren Blätter klammern sich noch an ihren Ast, das Schilf ist gelb geworden und die Luft riecht nach Schnee, auch wenn er störrisch auf sich warten lässt. Seen und Flüsse sind in dieser Zeit oft wärmer als die kalte Luft und dampfen am Morgen wie ein Zaubertrank. Unter dem Wasserspiegel läuft viel mehr, als uns die winterliche Stille am Ufer vorgaukelt.
In den düsterschwarzen Nächten rund um den Neumond (dieses Jahr am 7. Dezember) findet ein faszinierendes Schauspiel statt. Felchen laichen an manchen Alpenseen ganz nah am Ufer. Schon am Nachmittag sieht man die ersten Schatten an der Scharkante herumhuschen. Sobald es dunkel wird, beginnt das Spektakel. Die bis über 60 Zentimeter langen Fische jagen sich in kleinen Gruppen durchs flache Wasser und paaren sich schliesslich mit wildem Geplantsche. Selbst das Licht der Taschenlampe stört sie dann nicht mehr. Am Walensee gibt es Katzen, die den Liebestaumel kaltschnäuzig ausnutzen und ihren Herrchen fette Beute vor die Tür legen. Früher nutzten Berufsfischer diese Nächte, um die Fische im Licht ihrer Fackeln mit dem Feumer zu fangen. Am Vierwaldstättersee nannte man das «Ballenzünden». Die besten Chancen für so eine Begegnung hat man an Kiesstränden und Felsufern.
Noch später als Felchen, Balchen, Blalig & Co. laicht die Trüsche. Von Januar bis März versammeln sich die Süsswasserdorsche an Stellen mit Strömungen, die ihre schwebenden kleinen Eier im gesamten Gewässer verteilen. Da diese zumeist in tiefem Wasser liegen, werden ihre nächtlichen Orgien nur selten beobachtet. Erfahrene Trüschenfischer wissen, dass in den Wochen vor dem kalten Liebesfest die Chancen für kapitale Exemplare steigen. Sie verlassen ihre Standplätze in der Tiefe und kommen auf ihrer Wanderung mit etwas Petriglück in Reichweite. Eine Trüschennacht mit einem gemütlichen Feuer unter sternenklarem Winterhimmel hat ihren ganz eigenen rauen Charme. Das behaupten zumindest jene unverbesserlichen Romantiker, zu denen auch der Autor dieser Zeilen gehört.
Und dann ist da noch dieser ganz besondere Fisch. Seine Saison beginnt am Ende des Jahres! Auch die Liste der magischen Beschwörungsnamen ist aussergewöhnlich lang. Es geht dabei um schimmerndes Metall, um Adelstitel oder um Geschosse. Ihre Majestät im silbernen Gewand schwimmt, nein, sie durchpflügt die Fluten in ihrer eigenen Liga: Die Seeforelle gehört zu jenen Fischen, die in der Fischerseele grosse Gefühle auslösen. Alles an ihr weckt uralte Instinkte in uns. Ihre Schönheit, Wildheit, Grösse und Seltenheit faszinieren bis hin zur Sucht. Manche Kollegen scheinen zu Beginn der Saison praktisch auf ihrem Boot zu wohnen und leben gerüchteweise nur von Fondue, Brot und Weisswein ...
Zum Schluss der beste Geschenktipp für alle Fischerinnen und Fischer mit ein wenig Talent zum Beibringen und Bewirten. Die Begeisterung für unsere Leidenschaft zu teilen ist eines der schönsten Geschenke, das wir unseren Mitmenschen machen können. Ob Kinder, Enkel, Neffen, Partner, Verwandte, Nachbarn oder Kollegen. Ein gemeinsamer Fischertag kann ein unvergessliches Erlebnis sein. Es ist ein Geschenk im besten Sinn, denn es verlangt Zeit, Geduld, Grosszügigkeit und Einfühlungsvermögen. Sonst muss es nicht viel kosten: Patente, Picknick, Köder, Material und im dümmsten Fall eine zerbrochene Rute. Im besten Fall aber einen hoffnungsvollen neuen Petrijünger oder zumindest eine schöne Erinnerung.
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