15 | 01 | 2024 | Praxis | 0 | 3699 |
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Schwalen | Ein Fisch für alle
Die meisten von uns Petrijüngern haben einfach mal mit Fischen begonnen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die weit verbreiteten und gut zu fangenden Rotaugen. Auch Bernd Taller hat mit der Rotaugenfischerei begonnen und verbindet damit viele Erinnerungen.
Der erste Fisch meines Lebens war ein kleines Egli beim Schwarzangeln. Aber schon bald hatte ich ein Fischerpatent und meine Fänge wurden ansehnlicher. Denn ich hatte einen guten Lehrmeister und bereits am ersten gemeinsamen Angeltag konnte ich zwei schöne Rotaugen landen. Kein Wunder, dass ich diese Fischart gleich ins Herz geschlossen hatte! Tatsächlich ist das Rotauge wie geschaffen für den Anfänger. Dieser weit verbreitete und unkritische Weissfisch lässt sich das gesamte Jahr hindurch fangen, bei Schneefall ebenso wie in der Hitze des Hochsommers. Sogar beim Eisfischen gelingen gute Rotaugenfänge! Meistens sind sie nur handlang, aber sie können auch Gewichte von über einem Kilo erreichen. Allerdings kommen diese Fänge selten vor und wer es auf diese grossen Exemplare abgesehen hat, der muss sich die nötigen Erfahrungen und das Fischwissen dazu erarbeiten.
Spannendes Zapfenfischen
Am reizvollsten ist das Fischen mit dem Zapfen. Für mich gibt es nichts Aufregenderes, als wenn der schwimmende Bissanzeiger plötzlich in Bewegung gerät und schliesslich abtaucht. Meine Lieblingsgewässer sind kleine Seen mitten im Grün, sei es im Wald oder auf einer Wiese. Besonders beschaulich finde ich es, wenn ein Seerosenfeld oder ein Schilfgürtel das Ufer säumt. Im Idealfall führt ein alter Holzsteg aus dem üppigen Grün hinaus zum offenen Wasser. Wenn Libellen ihre eleganten Flugkünste zeigen und der Eisvogel vorbeifliegt, ist meine kleine Angelwelt in Ordnung. Der Untergrund mag kieshaltig, lehmig oder moorig sein, den anspruchslosen Rotaugen ist das egal. Ebenso trifft man sie an grösseren Seen, Flüssen, Kanälen und Altarmen an.
Einfach ausgerüstet
Die Ausrüstung zum Rotaugenfischen habe ich stets im Kofferraum dabei. Eine leichte Rute, eine Sitzgelegenheit, ein Feumer und ein Eimer, das reicht. Doch mit etwas Lockfutter wird es erst richtig spannend. Im Handel sind etliche verschiedene Futtermischungen erhältlich, doch mit Mais- und Paniermehl lassen sich auch auf eigene Faust gute Mischungen herstellen. Durch die Zugabe von Maden und Maiskörnern wird das ganze abgerundet. Spezialisten verfeinern ihre Mischungen mit Aromastoffen wie Vanille, Kakao, Anis, Fenchel oder Koriander. Je nach Jahreszeit macht das den Unterschied.
Oft benutze ich eine Stipprute in einer Länge von vier bis fünf Metern. Der gut austarierte Zapfen trägt 0,5 bis 1,5 Gramm. Ein dünndrahtiger, langschenkliger Haken in der Grösse 16 oder 18 ist ideal, denn unsere Beute ist selten länger als handgross. Ist mit grösseren Fischen zu rechnen, sollte stärker montiert oder eine Rute mit Rolle eingesetzt werden.
Auf die Gewässermitte
Besonders die grossen Rotaugen sind oft eher Richtung Gewässermitte anzutreffen. Dann setze ich den Wagglerzapfen an der Matchrute ein. Mit ihm lässt es sich weit auswerfen und auch tiefere Wasserschichten absuchen. Mit einem Spülmittel entfette ich die Schnur und ziehe sie mit einem Ruck unter Wasser. Das verhindert, dass sich an der Oberfläche ein Schnurbauch bildet, der bei Wind unserem Köder ein unnatürliches Verhalten verleiht und ihn verdriftet. Das Lockfutter bringe ich dann mit einer Schleuder auf Distanz.
Nehmen die Rotaugen ihre Nahrung dort in Grundnähe auf, kommt der «Winklepicker» zum Einsatz. Das ist eine Rute mit sehr feiner Spitze, die jeden zarten Anbiss anzeigt. Ich verwende dann eine Bleiolive von 2 bis 8 Gramm, je nachdem, wie weit sich die Rotaugen vom Ufer entfernt aufhalten. Die Vorfachlänge sollte variiert werden. An manchen Tagen sind 30 Zentimeter ideal, an anderen das doppelte.
Mit der Feederrute
Will ich noch weiter draussen fischen, kommt die Feederrute zum Einsatz. Der Futterkorb, den es in verschiedenen Gewichtsklassen gibt, wird mit einer Mischung aus Teig und Maden gefüllt. Sobald der erste Biss erfolgt, wird die Schnur beim Schnurclip an der Rolle oder mit einem Gummiring fixiert. Bei den nächsten Würfen wird auf diese Weise immer fast dieselbe Weite erreicht und das Lockfutter sammelt sich an einer Stelle. Die Hand sollte immer an der Rute sein, denn man muss schnell reagieren.
Köderwahl
Maden und Rotwürmer sind ideal, aber auch Mais, Brot, Weizen oder Hanf überzeugen den Weissfisch. Brot wird unter der Zugabe von ein wenig Wasser durchgeknetet und kann durch beifügen von Vanilletropfen aromatisch verfeinert werden. Wer am Wasser den Uferbereich gründlich absucht, wird Köcherfliegenlarven in ihrem Gehäuse entdecken. Vorsichtig herausgezogen, ergeben sie einen unschlagbaren Köder. Allerdings muss der Haken dann besonders dünn sein. Auch als Fliegenfischer kann man mit Rotaugen rechnen. Eine kleine Trockenfliege, wenn die Fische in der warmen Jahreszeit an der Oberfläche unterwegs sind, oder eine leicht beschwerte Nymphe bringen Erfolg. Auch mit der Hegene gelingen Fänge, was jeder Felchenfischer bestätigen kann. Gut erinnere ich mich an einen Frühlingstag auf dem Bielersee, als grosse Rotaugen die feine Rute zu tiefen Verbeugungen zwangen.
Robuster Fisch mit Zukunft
Das Rotauge verträgt sowohl kaltes wie auch warmes Wasser und dürfte angesichts der Klimaveränderungen ein Fisch mit Zukunft sein. Auch bei der Nahrungsaufnahme ist die robuste Art anpassungsfähig. So stehen pflanzliches Futter und Plankton ebenso auf dem Speisezettel wie die Insektenlarven. Das Rotauge ist ein Fisch für jedermann. Mit Ausnahme von hoch gelegenen Bergseen gibt es kaum ein Gewässer, wo diese Art nicht zurechtkommt. Das Rotauge hat weder Schonmass noch Schonzeit. Eine teure Ausrüstung ist nicht erforderlich und die Fangsaison reicht von Januar bis Dezember. Als Knusperli oder Frikadelle bereichern sie unseren Speisezettel. Gibt es einen sozialeren Fisch?
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