12 | 02 | 2018 | Praxis | 1 | 8144 |
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Der Weg zur passenden Baitcaster-Rolle
Welche Baitcastrolle ist eigentlich die richtige für meinen Einsatzzweck? Welche Besonderheiten muss ich beim Kauf beachten? Diesen Fragen geht Dirk Nestler auf den Grund.
Natürlich ist das Fischen mit der Baitcastrolle momentan ein grosser Trend. Nicht zuletzt deshalb erfährt die Baitcastrolle immer mehr Verbreitung. Doch das Ganze ist nicht nur «cool» und «trendy», sondern hat auch handfeste Vorteile beim Werfen und beim Fischen selbst. Jedoch ist bei der Wahl einer geeigneten Baitcastrolle auch einiges zu beachten. Denn nicht jedes Modell ist ebenso für jede Angeltechnik geeignet!
Um beispielsweise einen kleinen, leichten Köder optimal auf Weite zu bringen, ist es wichtig, dass man dafür eine passende, leichtlaufende Rolle hat, die mit diesen geringen Wurfgewichten klarkommt. Genauso ist es andersherum auch bei schweren Ködern. Daher ist eine genaue Abstimmung zwischen den verwendeten Ködergewichten und der Baitcastrolle das A und O, damit das Fischen mit der Baitcastrolle überhaupt zufriedenstellend funktioniert.
Erschwerend kommt hinzu: Die Auswahl an Baitcastrollen am Markt ist fast unendlich. Teilweise hat ein einzelner Hersteller mehr als 25 verschiedene Rollen zur Auswahl – mit einer Preisspanne von 60 bis zu 600 Franken. Dazu kommen die unverständlichen technischen Daten, die einen Einsteiger ohne Hintergrundwissen schier zur Verzweiflung treiben. Deshalb gilt es zuallererst abzuklären, mit welchen Ködergewichten ihr überhaupt fischen wollt, und welches dabei die bevorzugten Zielfische sein sollen.
Wenn das geklärt ist, sollte man sich dann noch mit der Rutenwahl befassen. Gerade die Rute ist beim Fischen mit der Baitcastrolle sehr wichtig. Passt diese vom Wurfgewicht her nicht zur Rolle und den genutzten Ködergewichten, funktioniert das Werfen nur schlecht oder gar nicht.
Habt ihr hier eure Wahl ebenfalls getroffen, geht es an die Auswahl der richtigen Rolle unter Berücksichtigung folgender Punkte: Bei Stationär- und Multirollen ist die Anzahl der Lager häufig der erste Anhaltspunkt für die Qualität einer Rolle. Wie so oft, klingt «mehr» nach «besser» – muss aber zwangsläufig nicht das entscheidende Kriterium sein! Zumal es Kugellager in unterschiedlichen Qualitäten gibt. Bei der Baitcastrolle sind fürs Werfen sogar nur zwei Lager (die links und rechts an der Spule sitzen) entscheidend. Diese zwei Lager lassen die Spule drehen und sorgen so für Wurfweite. Alle anderen Lager sitzen an Stellen, wo sie die Rolle zwar leichter und besser laufen lassen, aber nichts mit der Wurfleistung zu tun haben.
Die Qualität der Lager zählt!
Wichtiger ist die Qualität der Lager, explizit der zwei Spulenlager. Namhafte Hersteller verwenden hier Edelstahllager, manchmal korrosionsgeschützt, oder sogar hochwertige Keramiklager bei teureren Rollen fürs leichte Spinnfischen. Als Faustregel lässt sich festhalten: Je mehr Lager in der Rolle verbaut sind, desto eher ist die Rolle für leichtes Fischen gedacht. Wollt ihr also mit leichten Ködern arbeiten, solltet ihr durchaus Wert auf eine höhere Lageranzahl und auf hochwertige Spulenlager legen.
Bei den Baitcastrollen findet man von Kunststoff über Aluminium bis zu Karbon diverse Materialien. Bei den grossen Baitcastrollen gibt man meist der Stabilität und Korrosionsbeständigkeit den Vorzug, hier wird mit Aluminium, Edelstahl und Messing (zum Beispiel für korrosionsbeständige und stabile Getriebe) gearbeitet.
Bei den leichten Baitcastrollen kommt es dann auch auf Gewichtsersparnis und Leichtgängigkeit an. Hier findet man Graphitgehäuse, diverse Karbonteile oder spezielle Legierungen in den Beschreibungen. Natürlich gibt es auch einfachere Rollen mit Kunststoffgehäusen; diese sind übrigens im Bereich des mittleren und leichten Spinnfischens nicht unbedingt eine schlechte Wahl. Für leichtes Fischen also ruhig auf eine leichtere Rolle setzen, für schweres Fischen mehr Wert auf die Stabilität und entsprechende Materialien legen.
Von der Bremse bis zur Schnur
Die wichtigste Bremse bei der Baitcastrolle ist neben der eigentlichen Rollenbremse die Wurfbremse. Hier gibt es verschiedenste Systeme auf dem Markt. Grundsätzlich kann man sagen, dass eine Rolle mit Fliehkraftbremse oder kombinierter Fliehkraft- und Magnetbremse leichter zu werfen und speziell für Hardbaits meist die bessere Wahl ist. Nutzt man dagegen leicht zu werfende Köder wie etwa Jigs oder ist geübt im Umgang mit der Baitcastrolle, ist meist die Magnetbremse die bessere Wahl. Es gibt natürlich noch ein paar weitere Anhaltspunkte für die Auswahl der richtigen Rolle. Die Leistung der Drillbremse sollte eurem Zielfisch entsprechen. Für das Hechtfischen sind also durchaus mehr als nur fünf Kilogramm angemessen. Namhafte Hersteller arbeiten hier fast nur noch mit Karbon- oder Karbonhybridbremsen. Sie haben gute Leistungswerte und laufen ruckfreier an. Auch die Schnurfüllung sollte dem Einsatzzweck gerecht werden. Je leichter ihr fischt, desto weniger Schnur ist nötig. Beim schweren Fischen braucht es demnach mehr Schnur von höherem Durchmesser. Hier machen alle Hersteller genaue Angaben zu ihren Rollen. Zu guter Letzt sollte euch die Rolle gut in der Hand liegen. Für letzteres ist die richtige Wahl zwischen Links- oder Rechtshand-Modell entscheidend.
So findet ihr die richtige Baitcastrolle
Leichtes Spinnfischen
Eure Rolle für das leichte Spinnfischen mit Wurfgewichten von 5 bis 25 Gramm sollte eine hohe Anzahl an Kugellagern besitzen und die Spulenachse im besten Fall sogar in Keramiklagern laufen. Sie sollte ein geringes Gesamtgewicht aufweisen, da eure Rute auch sehr leicht sein wird. Bei der Wurfbremse müsst ihr auf ein gutes und gutmütiges System achten, denn das macht das Werfen kleiner Köder einfacher. Die eigentliche Drillbremse sollte ruckfrei arbeiten. Bremsleistungen um fünf Kilogramm reichen völlig aus. Rollen in diesem Segment sind in einem Preisbereich von etwa 170 bis 500 Franken erhältlich. Ich empfehle jedoch, nicht gleich mit dem leichten Fischen einzusteigen, sondern erst einmal mit einer mittelschweren Baitcast-Combo zu starten. Das schont das Portemonnaie und vermindert das Lehrgeld bei Fehlkäufen oder für den Fall, dass man sich nicht mit dem Baitcaster-Fischen anfreunden kann.
Mittleres Spinnfischen
Gute Rollen für das mittlere Spinnfischen mit Wurfgewichten zwischen 10 und 70 Gramm sind schon einfacher zu finden. Die Anzahl der Kugellager ist hier nicht so entscheidend und liegt üblicherweise bei vier bis neun. Das Gesamtgewicht der Rolle sollte trotzdem eher unter 200 Gramm bleiben, da unsere Rute ja noch recht leicht ist. Je nach Einsatzzweck könnt ihr aber schon Wert auf korrosionsbeständige Bauteile wie Messinggetriebe und salzwasser-beständige Komponenten legen. Für gute Wurfweiten wählt ihr eine Magnetbremse, für bessere Beherrschbarkeit lieber eine Fliehkraftbremse. Die Drillbremse sollte mindestens sieben Kilogramm Widerstand bieten. Gute Baitcastrollen für das mittlere Spinnfischen bekommt ihr für etwa 100 bis 300 Franken.
Schweres Spinnfischen
Bis auf einzelne Modelle einiger Hersteller macht es fast immer Sinn, beim schweren Spinnfischen mit Wurfgewichten von 40 bis 200 Gramm und mehr zu einer runden Baitcaster (sogenannte Roundprofile-Multi) zu greifen. Hier müsst ihr auf massive Rahmen, Getriebe und Bauteile achten. Messinggetriebe sind stabil und korrosionsfest. Doppelte Rücklaufsperren sind Pflicht und synchrone Schnurführungen auch von Vorteil. Das beansprucht die Schnurführung bei grossen Ködern nicht so stark. Bei der Wurfbremse ist hier die Fliehkraftbremse klar im Vorteil. Die Drillbremse sollte mindestens zehn Kilogramm halten können. Eine hohe Anzahl an Kugellagern ist nicht gefordert, wir wollen ein Arbeitstier mit Kraft und Leistung! Rollen für diesen Einsatzzweck sind im Preissegment von circa 200 bis 600 Franken zu bekommen.
Ratzmann
Ein Artikel, der sich auf das Wesentliche konzentriert. Man wird nicht von tausend Fakten erschlagen.
Petri Heil
Günter Ratzmann