Fischerläden im Lockdown
27 | 04 | 2020 SchweizText: Nils Anderson 02929
27 | 04 | 2020 Schweiz
Text: Nils Anderson 0 2929

Fischerläden im Lockdown

Der verordnete Lockdown hat die Fischereiartikel-Branche mitten in der Hochsaison getroffen. «Petri-Heil» hat sich umgehört und auch Lichtblicke gefunden.

Der 16. März ist im Kanton Bern Forellen­eröffnungs-Tag. Doch dieses Jahr war der 16. März schweizweit etwas Besonderes. Im Zuge der Corona-Krise liess der Bundesrat nicht nur Restaurants, Kinos und öffentliche Parks schliessen, sondern auch sämtliche Geschäfte, die «nicht-lebensnotwendige» Güter verkauften, darunter natürlich auch alle Fischerläden in der Schweiz. Nun wird diese erzwungene Schliessung noch bis zum 11. Mai aufrechterhalten. Viele Fischerläden traf diese einschneidende Massnahme mitten in der eigentlichen Hochsaison.

 
Vom Bundesrat enttäuscht

Geru vom Anglerboard Ins meint auf Anfrage, es gehe ihm «den Umständen entsprechend gut», doch er ist schwer enttäuscht vom bundesrätlichen Entschluss, den Detailhandels-Lockdown bis zum 11. Mai weiterzuführen. Die meisten Fischerei-Geschäfte wären mit vertretbarem Aufwand in der Lage, sämtliche Hygiene-Sicherheitsvorkehrungen wie Plexiglas-Scheiben, Abstandsmarkierungen und Personenbeschränkungen umzusetzen. Weshalb Baumärkte und Gartengeschäfte rund drei Wochen früher öffnen dürfen, ist für Geru völlig unverständlich. Ein Blumentopf oder eine Mörtelkelle ist ja schliesslich kaum lebensnotwendiger als eine Angelrute. Und als selbstständiger Einzelhändler ist es kaum möglich, vom Bund Unterstützung zu erhalten. Weder ist Kurzarbeit möglich, noch sind Kredite eine sinnvolle Lösung, und die Unterstützung durch die AHV ist im Wesentlichen nicht mehr als ein Almosen. Dass mit dem verzögerten Hochfahren der Wirtschaft der Konkurs vieler kleiner Unternehmen in Kauf genommen wird, gibt ihm zu denken. Besonders ärgerlich ist der Umstand, dass der Saison-Höhepunkt vom 1. Mai, wenn die im Berner Seeland bedeutende Hecht-Saison beginnt, dieses Jahr ins Wasser fällt. Aber Geru bleibt trotz allem optimistisch: «Ich sehe das Glas halbvoll und nicht halbleer.»

 
Intensive Kunden-Betreuung 

Die Corona-Krise trifft gerade die Reiseanbieter mit voller Wucht, da der Flugverkehr fast vollständig zum Erliegen gekommen ist. Rund 90 Prozent der Flüge sind im Moment gestrichen, wie Rita Griffin von Andino-Reisen weiss. Zwar wird die Situation laufend beobachtet, aber vielversprechende Rückschlüsse zu machen, wie lange diese andauern könnte, ist kaum möglich. Da im Moment auch keine mittelfristige Planungs-Sicherheit besteht, zögern die Leute mit dem Buchen von Ferien nicht nur für dieses, sondern auch fürs kommende Jahr. Die Kunden werden weiterhin täglich betreut, doch natürlich können viele Reisen wegen der Corona-Krise nicht stattfinden und es gilt von Fall zu Fall, die bestmögliche Lösung für alle involvierten Parteien zu finden. Gerade bei Rundum-Ferienangeboten mit Flug, Auto, Unterkunft, Lizenzen, Guides und Versicherungen ist die Sache nicht so einfach. Erfreulich ist, dass im Moment eine grosse gegenseitige Kulanz spürbar ist und vereint nach der besten Lösung gesucht wird. 

 
Steht ein erfolgreicher Sommer an?

Am Sihlsee haben sie auf dieses Jahr eine neue Bootsflotte organisiert. Häs Flury ist denn auch nicht durchwegs skeptisch. Da der Sihlsee seit jeher viele Fischer für Tagesausflüge anzieht, kann er sich durchaus vorstellen, dass ein erfolgreicher Sommer vor der Tür steht. «Der Verkauf der Saisonkarten läuft dieses Jahr sehr gut. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Leute damit rechnen, ihre Ferien wohl in der Schweiz zu verbringen. Davon könnten wir durchaus profitieren», meint Häs. Für den Bootsverleih und den Jahreskartenverkauf, der seit dem 16. März läuft, haben sie eine Online-Lösung auf die Beine gestellt. Wie es aber mit dem Verkauf der Tageskarten gehandhabt werden soll, ist bis Redaktionsschluss noch nicht klar. Auch Häs Flury bedauert die fortgesetzte Schliessung der Geschäfte und meint: «Am 27. April wieder aufzumachen, wäre perfekt gewesen.»

 
Florierender Online-Handel

Die Vermutung ist naheliegend, dass der Online-Handel in dieser Zeit floriert, wie kaum je zuvor. André Studer von «fischen.ch» relativiert. Zwar laufe es online sehr gut, aber wenn man sämtliche drei Standbeine von «fischen.ch» anschaue, sei die Krise auch bei ihnen ein «zweischneidiges Schwert». Ihre Fischerreisen-Plattform «fishbreak» und der Laden in Langenthal sind hart getroffen. Weiter bemerkt Studer, dass natürlich einige Sachen aufgeschoben würden, aber er kann dem entschleunigten Rhythmus auch positive Seiten abgewinnen. André sei soeben in der Logistik-Abteilung gewesen, man helfe aus, wo es grad besonders viel zu tun gebe, nämlich beim brummenden Online-Versand: «Gestern wurde ich fürs Schnurbespulen der bestellten Rollen eingeschult.» 

 
Corona wird Spuren hinterlassen

Die Corona-Krise trifft den Detailhandel besonders hart. Wer keinen Online-Shop anbietet und vom Vermieter keine temporäre Mietzinsreduktion erhalten hat, dem wird der Frühling 2020 in empfindlicher Erinnerung bleiben. Warum der Bundesrat die verordnete Schliessung bis am 11. Mai weiterführen lässt, stösst auf wenig Verständnis, die Leute sind der andauernden Distanzierungsmassnahmen müde. Auch für Grossisten ist es keine gute Zeit; die Bestellungen der Händler sind grösstenteils ausgeblieben und alle sind sie mit Neu-Investitionen sehr zurückhaltend. Es ist leider davon auszugehen, dass diese Krise auch in der Fischereiartikel-Landschaft ihre Spuren hinterlassen wird.

 

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