SaNa für alle?
01 | 05 | 2024 SchweizText: Hansjörg Dietiker 2670
01 | 05 | 2024 Schweiz
Text: Hansjörg Dietiker 2 670

SaNa für alle?

Aus der Sicht von Hansjörg Dietiker

Nicht die im Netzwerk Angelausbildung vertretenen Bundesämter für Umwelt (BAFU) und Lebensmittelsicherheit und Veterinär­wesen (BLV) wollen die Anforderungen für die Ausübung der Fischerei hochschrauben. Nein, es sind «altgediente» Vereins- und Verbandsfunktionäre, die die Ausbildung auf alle ausdehnen und zudem aufstocken wollen.


Das Freiangelrecht an den grösseren Schweizer Seen ist ihnen ein Dorn im Auge. Buben und Mädchen sollen keinen freien Zugang mehr haben zum Fischen. Und auch Tages- und Wochenkarten sollen ohne SaNa-Ausweis nicht mehr erhältlich sein. Schluss mit den Ausflügen oder Ferien mit dem Göttibub im Berner Oberland, Wallis oder Engadin. Und schon gar keine Ausländer mehr, die an «unseren» schönen Gewässern ihre Ferien verbringen wollen. Halt falsch: verbringen gerne, aber sicher nicht fischen!

All diesen potenziellen Frevlern zwischen 10 und 90 Jahren soll nun das Handwerk gelegt werden. Länger ausgebildet werden soll jeder, der mit Fischen beginnen will. Drei Stunden mehr theoretisches Wissen müssen es mindestens sein. Also ein achtstündiger Ausbildungskurs als Mindestanforderung (bisher fünf). Das wird zwar als sogenannte Praxis-Aufstockung angepriesen, aber wie soll das möglich sein im Kurslokal des Gasthofs, der Kirchgemeinde, des Fischereiartikelgeschäfts oder im besten Fall im Vereinslokal?

Aber es hat logischerweise auch finanzielle Konsequenzen. Der zukünftige Petrijünger muss ein Lernmittel kaufen (etwa 40 Franken), dann eine Kursberechtigung beim Netzwerk besorgen (30 Franken) und nun zwei Abendkurse oder einen ganztägigen Kurs belegen (ab 100 Franken). Das ist sogar mehr als bei der (inzwischen wieder abgeschafften!) Hundeprüfung. Mit der erforderlichen Ausrüstung (Rute, Rolle, Köder usw.) sind wir dann schnell einmal bei 300 Franken. Und welche Eltern wollen das schon investieren, nur damit ihr Kind mal ausprobieren möchte, ob ihm das Fischen gefällt? Dann ist der Einstieg ins Tennis-, Boccia- oder Fussballspielen bedeutend einfacher und sogar beim teuren Golfen oder Segeln kann man gratis schnuppern.

Es ist noch keine Generation her seit der Einführung der staatlich obligatorischen SaNa-Ausbildung mit Prüfung (2009). Aber in den Augen gewisser Vereins- und Verbands­oberen haben sich die Zustände am Wasser nicht gebessert und die Freveltaten an Seen und Flüssen sind nicht weniger geworden. Also muss der «SaNa für alle» her. Mit drei Stunden mehr theoretischem Wissen beseitigen wir all diese Übeltaten an unseren Gewässern! Alle Statistiken belegen nota bene, dass Tagespatentler und Freiangler eine vernachlässigbare Anzahl Fische fangen.

Doch die Verbandsoberen und Kursleiter dürfen sich dann «Prof. Dr. Fish» nennen und die ausgebildeten Buben, Mädchen, Gelegenheitsfischer und Profiangler erhalten den Status «staatlich diplomierter Sportfischer».

Als Initiant des (freiwilligen) Schweizer Sportfischer Brevet (1979) kann man mir wohl kaum vorwerfen, ich sei gegen die Ausbildung der Fischer. Selbstverständlich befürworte ich nicht nur die freiwillige, sondern auch die obligatorische Ausbildung. Aber alles mit Augenmass und praxisorientierter Vernunft. Wir brauchen keine «Studierten» am Wasser, sondern informierte und praxisnah ausgebildete Anfänger. Aber wir dürfen die Hürden nicht stetig weiter erhöhen, bis wir keinen Nachwuchs mehr haben.

Wir haben in der Schweiz die weltweit beste Ausbildung der Sportfischer und praktizieren als einziges Land das Töten der Fische mittels Kiemenschnitt. Unsere Berufsfischer jedoch müssen ihre Ausbildung im Ausland absolvieren – und müssen dafür keinen Kiemenschnitt machen in der Schweiz?…

Also bitte nicht noch mehr Hürden, um Jung und Alt an das schönste Hobby der Welt heranzuführen!

 

2 Kommentare


Jan Kunz

06 | 05 | 2024

Super Kommentar, genau so ist es nämlich. Wie bitte sollen Leute so das Hobby noch ausprobieren können? Als ob jemand mehrere hundert Franken ausgibt, mehrere Abende Schulungen macht und sich eine Prüfung zumutet nur um zu schauen ob das Fischen wohl etwas für ihn/sie sein könnte.


Peter Z.

11 | 05 | 2024

Das Freiangelrecht dürfte gerne beibehalten werden. Jedoch sehe ich klar, dass Tagespatente nur noch gegen eine absolvierte Prüfung abzugeben sind. Ansonsten müssten die Kontrolltätigkeiten erhöht werden.
Betreffend den Kindern das Angeln näher zu bringen, währe eine Lösung, in allen Kt, analog des Kt GR in Erwägung zu ziehen.


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